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Stoppt das Lebensmittel-Mobbing: LandFrauen verabschieden Resolution

„Nach den ersten öffentlichkeitswirksamen Initiativen aus Politik und Gesellschaft dürfen wir in den Bemühungen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen nicht nachlassen“, fasst dlv-Präsidentin Brigitte Scherb zusammen. „Ohne konzeptionell durchdachte flankierende Maßnahmen in der Verbraucherbildung verpuffen die aktuellen Informationskampagnen des Bundeslandwirtschaftsministeriums in der Luft. Wir brauchen eine Gesamtstrategie entlang der Wertschöpfungskette, die mit allen Beteiligten an einem Runden Tisch erarbeitet werden muss.“

Mit Blick auf die kommenden Haushaltsverhandlungen mahnt Scherb an, dass für die Verbraucherbildung entsprechende Mittel von Bund und Ländern bereitgestellt werden müssten.

Zu Gast bei der Klausurtagung in Weilburg waren externe Referenten, darunter die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvira Drobinski-Weiß. Als Initiatorin des Bundestagsantrages für eine Strategie gegen Lebensmittelverschwendung sprach sie über den aktuellen Stand der Verhandlungen. Jakob Barabosz, Universität Stuttgart, Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (iswa) gab einen Überblick über die aktuelle Datenlage und zeigte weiteren Forschungsbedarf und Handlungsempfehlungen auf, darunter die Einführung eines Daten- und Mengenmonitorings. Das iswa hatte die vom Bundeslandwirtschaftsministerium beauftragte Studie zur Ermittlung weggeworfener Lebensmittelabfälle durchgeführt. Friedhelm Dornseifer, Präsident des Deutschen Lebensmittelhandels und Inhaber von „Ihr Frischemarkt“ stellte sein Unternehmenskonzept für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln vor. Die Präsidentin des LandFrauenverbandes Rheinland-Nassau und Europaabgeordnete Christa Klaß berichtete von der Arbeit auf EU-Ebene. Im Laufe des Jahres 2013 soll von der EU-Kommission ein Vorschlag für eine Gesamtstrategie zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen vorgelegt werden.

Die Präsidentinnen des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein Marga Trede und des Rheinischen LandFrauenverbandes Margret Vosseler stellten beispielhaft die Initiativen ihrer Verbänden zum bundesweiten LandFrauen-Jahresthema „Lebensmittelverschwendung“ vor. LandFrauen nahmen an der Kampagne des Landwirtschaftsministeriums Schleswig-Holstein „Bewusst einkaufen kann jeder.de“ teil. In Nordrhein-Westfalen wirkten LandFrauen aktiv am Runden Tisch der Landesregierung „Neue Wertschätzung für Lebensmittel“ mit. „Zum Abschluss unseres Jahresthemas werden wir die Ergebnisse der vielfältigen bundesweiten LandFrauen-Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung im Rahmen der Grünen Woche 2013 in Berlin präsentieren“, kündigte dlv-Präsidentin Scherb an.

31.08.2012, Ursula Zimmermann, Deutscher LandFrauenverband (dlv)

Anlage:

Resolution des Deutschen LandFrauenverbandes vom 29.08.2012

„Stoppt das Lebensmittel-Mobbing. Gemeinsam nachhaltige Handlungsstrategien zur Vermeidung von Lebensmittelabfall entwickeln - durch Verbraucherbildung mehr Wertschätzung von Lebensmitteln erreichen“

Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) hat in diesem Jahr das Schwerpunktthema Lebensmittelverschwendung. Er begrüßt, dass das Thema durch Kampagnen und Medienberichte in Deutschland endlich die notwendige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erlangt hat. Eine
erste grundlegende bundesweite Untersuchung1 zeigt das Ausmaß der Ressourcenverschwendung in Deutschland und muss weiteres Handeln nach sich ziehen.

Der dlv unterstützt das Ziel der EU-Komission zur Halbierung des Lebensmittelabfalls in der Europäischen Union bis zum Jahr 2020. Um zu einer nachhaltigen Reduzierung zu kommen, fordert der dlv weitere Anstrengungen von der Politik, dem Handel, der Wirtschaft und den Verbänden, die über rein rhetorisches Agieren hinausgehen, und nimmt auch den Verbraucher in die Pflicht.

Vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen in der Ernährungs- und Verbraucherbildung und der bisher gewonnenen Erkenntnisse zum Ausmaß der vermeidbaren Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Wertschöpfungskette fordert der dlv:

  • Einrichtung eines bundesweiten Runden Tisches zur Entwicklung einer von allen Akteuren mitgetragenen Handlungsstrategie.
  • Verständigung auf eine einheitliche Definition bei der mengenmäßigen Erfassung des Lebensmittelabfalls sowie Aufbau eines Datenmonitorings entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
  • Verpflichtung aller Verursacher zu einer weitestgehenden Verwertung aller Rest-, Neben- und Abfallstoffe.
  • Überprüfung einer eingeschränkten Wiederzulassung der Verfütterung von tierischen Proteinen als Teil der nationalen Eiweißstrategie.
  • Überprüfung der noch bestehenden Handelsnormen. Die Abschaffung von Handelsnormen darf jedoch nicht dazu führen, dass diese durch privatwirtschaftliche Normen ersetzt werden.
  • Überprüfung der Kriterien des Mindesthaltbarkeitsdatums.
  • Bereitstellung von Mitteln für Aufklärungskampagnen und flankierende Maßnahmen zur Ernährungs- und Verbraucherbildung.
  • Ein Umdenken jedes Einzelnen im Umgang mit Lebensmitteln.
  • Bundesweite Einführung eines Unterrichtsfaches zur Vermittlung von Alltagskompetenzen an allen allgemeinbildenden Schulen