Javascript ist deaktiviert. Dadurch ist die Funktionalität der Website stark eingeschränkt.

Ehrenamt – viel Arbeit, wenig Ehre?!

Ausgangspunkt waren die Ergebnisse des Freiwilligensurveys 2009 des BMFSFJ. Danach engagieren sich mehr Männer (40 %) als Frauen (32 %) ehrenamtlich.

Frauen wenden insgesamt aufgrund ihrer Mehrfachbelastung weniger Zeit auf als Männer und richten auch unter diesem Gesichtpunkt ihr bürgerschaftliches Engagement häufig an den eigenen Kindern aus. Es ist und bleibt deshalb auch für den LAND-FRAUENVERBAND eine ständige Aufgabe und eine deutliche Herausforderung, Frauen für die ehrenamtliche Arbeit immer wieder zu begeistern oder überhaupt zu gewinnen.

Darum stand im Mittelpunkt des Verbandstages der Erfahrungsaustausch. Schwerpunkte waren Beweggründe für die Übernahme ehrenämlicher Aufgaben im LAND-.FRAUENVERBAND, aber auch gelegentliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns bzw. über Befindlichkeiten nach (vermeintlichen oder tatsächlichen) Misserfolgen.

Dr. Kreer übermittelte den Dank und die hohe Wertschätzung des Ministers Dr. Backhaus für die ehrenamtliche Tätigkeit der Landfrauen und betonte, dass jede Art von ehrenamtlicher Tätigkeit ein Ausdruck für Selbstbestimmung und praktizierte Solidarität der Landfrauen darstellt. Gleichermaßen kann niemand die Augen davor verschließen, dass die Bereitschaft für das ehrenamtliche Engagement zunehmend daran geknüpft wird, welchen persönlichen Nutzen es bringt und ob es tatsächlich den eigenen Interessen entspricht. Hinzu kommt einerseits, dass es im Land zwar einen ausgeglichenen Haushalt gibt, indes aber auch Kürzungen für nachgeordnete Einrichtungen des Ministeriums in beträchtlicher Höhe nicht zu vermeiden waren.

Andererseits braucht unser Bundesland zukünftig mehr bürgerschaftliches Engagement auf freiwilliger Basis, insbesondere im Hinblick auf die prekäre Haushaltslage in vielen Kommunen. Er bat alle Mitglieder des Landfrauenverbandes, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen, dies vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die ländlichen Räume sich nur auf der Basis einer funktionierenden Landwirtschaft entwickeln können. Es gilt auch weiterhin, sich für ein liebenswertes Landleben als „Akteure vor Ort“ einzusetzen. So ging Dr. Kreer auf die öffentliche, sehr kontrovers geführte Diskussion unter dem Stichwort „Massentierhaltung“ ein. Sie hat ihre Berechtigung angesichts von bedenklichen Erscheinungen wie z.B. bei der unkontrollierten Abgabe von Präparaten an Geflügel, darf aber  keine Verunglimpfung der Tierhaltung generell in Mecklenburg-Vorpommern zur Folge haben. In diesem Zusammenhang erläuterte er Ziel und Anliegen des Vorhaben, einen Masterplan  für die Entwicklung auf dem Agrar- und Ernährungssektor in MV zu erarbeiten.

Thomas Krüger dankte ebenfalls allen Landfrauen für ihre langjährige zuverlässige Arbeit im Ehrenamt. Er verwies in seinem halbstündigen Vortrag auf die Notwendigkeit ein, bürgerschaftliches Engagement zu erhalten und weiterhin zu fördern. Dabei ging er auch auf die sich im Wandel befindliche Motivation des Einzelnen ein, die wesentlich auf veränderten Lebensbedingungen in den Familien beruht. Das Ehrenamt allgemein braucht noch mehr Unterstützung durch die Gesellschaft trotz erreichter Fortschritte (Versicherungsschutz, Unterstützung bei Sachkosten, Ehrenamts-Diplom, Aufwandsentschädigungen u.a.) Aber noch so gute Rahmenbedingungen können das Engagement der Bürger für die Mitgestaltung bei wichtigen gesellschaftlichen Anliegen vor Ort nicht ersetzen, von der Feuerwehr bis zu ungewöhnlichen Lösungen für die Mobilität der Bürger. Er ermutigte die Landfrauen, Unternehmen vor Ort stärker als Sponsoring-Partner zu gewinnen, denn Ehrenamt und Wirtschaft „gehören zusammen“. Der Grund dafür ist, dass der Landtag sich auch zukünftig für einen ausgeglichenen Haushalt einsetzen will und demzufolge kein Füllhorn für bürgerschaftliches Engagement ausschütten kann. Abschließend regte er an, verstärkt und regelmäßiger die geleistete Arbeit öffentlich in allen Strukturen der Gesellschaft zu würdigen. „Für einen Neubeginn kann es nie zu spät sein“; es lohnt sich deshalb, insbesondere auch Bürgerinnen im fortgeschrittenen Lebensalter für ein Ehrenamt zu begeistern. Mit dem Gedicht „Nur kein Ehrenamt“ - natürlich  mit einem Augenzwinkern vorgetragen und auch so verstanden -, sorgte er für viel Heiterkeit.

Danach moderierte Elke-Annette Schmidt das Gespräch mit den PodiumsteilnehmerInnen Irmhild Drechsler (Kreisverein Uecker-Randow), Petra Hammer (Kreisverein Bad Doberan), Angelika Lübcke (Kreisverein Parchim) Angela Peters (Vorsitzende des Verbandes), Karin Schubert (Kreisverein Waren-Müritz) und Thomas Krüger. Alle beteiligten Frauen waren sich darin einig, dass es ihnen Freude bereitet, für andere Menschen da zu sein und gemeinsam in den Kreisvereinen und Ortsgruppen Vorhaben bzw. Projekte für ihre Gemeinden auf den „Weg zu bringen“. Zugleich hat ihnen das Ehrenamt geholfen, ihr Selbstbewusstsein und ihr Vertrauen in das eigene Können zu stärken sowie Neues kennen zu lernen.

Der Verbandstag hat deutlich gemacht: Die Mitglieder des Landfrauenverbandes sind bereit, ihr Engagement im Ehrenamt mit gleichem Interesse und mit ungebrochener Leidenschaft fortzusetzen. Die Forderungen des Deutschen Landfrauenverbandes, nachzulesen in einem Positionspapier aus dem Jahr 2000, sind noch längst nicht Realität wie zum Beispiel, den zeitlichen Aufwand für ehrenamtliche Arbeit in eine geldwerte Zuwendung umzuwandeln, steuerlich zu berücksichtigen und ehrenamtliches Engagement in einem bestimmten Umfang rentenrelevant anzuerkennen.

Ulrike Eggers, Vorstandsmitglied LFv M-V e.V.